Litera war ein bedeutendes Schallplatten-Label der DDR, das sich auf die Veröffentlichung von Literaturaufnahmen, Hörbüchern, Theaterstücken und Sprachaufnahmen spezialisierte. Es wurde 1963 gegründet und war ebenfalls Teil des staatlichen Unternehmens VEB Deutsche Schallplatten, das das Monopol auf die Produktion und den Vertrieb von Schallplatten in der DDR innehatte.
Hier sind die wichtigsten Aspekte des Litera-Labels:
1. Inhaltliche Ausrichtung
- Literaturaufnahmen: Litera veröffentlichte hauptsächlich Aufnahmen von literarischen Werken, darunter Lesungen und Hörspiele. Autoren wie Bertolt Brecht, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und Franz Kafka gehörten zum Repertoire. Auch zeitgenössische DDR-Autoren wie Christa Wolf und Stefan Heym fanden ihren Platz auf Litera-Veröffentlichungen.
- Theateraufnahmen: Viele berühmte Theaterstücke der deutschen und internationalen Literaturgeschichte wurden von bekannten DDR-Schauspielern aufgenommen und auf Litera veröffentlicht. Aufnahmen von Stücken der DDR-Theatertradition sowie berühmten Bühnenaufführungen wurden ebenfalls oft als Schallplatte herausgegeben.
- Hörbücher und Hörspiele: Litera war ein wichtiges Label für Hörbücher und Hörspiele, die sowohl für Erwachsene als auch für Kinder produziert wurden. Bekannte DDR-Sprecher und Schauspieler trugen hier zur Popularität dieser Produktionen bei.
- Kinderhörspiele: Neben den literarischen und theaterbezogenen Veröffentlichungen gab es auch eine große Zahl von Kinderhörspielen. Märchen und Geschichten waren ein fester Bestandteil des Litera-Katalogs und erfreuten sich in vielen DDR-Haushalten großer Beliebtheit.
- Sprachaufnahmen und Bildungsmaterialien: Litera bot auch Schallplatten mit Lehr- und Sprachmaterialien an. Diese Platten wurden oft in Bildungseinrichtungen und Schulen genutzt, um Sprachkenntnisse und Bildung zu fördern.
2. Bedeutung in der DDR-Kultur
- Förderung von Literatur und Theater: Litera war ein wichtiger kultureller Akteur in der DDR, da das Label den Zugang zu literarischen Werken und Theaterstücken über das Medium der Schallplatte ermöglichte. Es trug wesentlich zur Verbreitung von DDR- und Weltliteratur bei.
- Staatliche Unterstützung: Ähnlich wie andere Labels in der DDR war auch Litera eng mit der staatlichen Kulturpolitik verbunden. Das Label erfüllte die Aufgabe, das kulturelle und ideologische Erbe zu verbreiten, was sich in der Auswahl der veröffentlichten Werke widerspiegelte. Insbesondere Werke mit sozialistisch-revolutionärem Inhalt und solche, die dem gesellschaftlichen Bildungsideal entsprachen, wurden bevorzugt veröffentlicht.
- Kulturelle Bildung: Litera trug zur Förderung der kulturellen Bildung der Bevölkerung bei. Es war nicht nur ein Label für Literaturfreunde, sondern diente auch der Allgemeinbildung, insbesondere durch Lesungen von Klassikern und pädagogischen Hörspielen für Kinder und Jugendliche.
3. Veröffentlichte Autoren und Werke
- DDR-Autoren: Ein großer Schwerpunkt des Katalogs lag auf den Autoren der DDR. Schriftsteller wie Christa Wolf, Heiner Müller, Stefan Heym und Erich Kästner wurden oft auf Litera-Platten veröffentlicht.
- Klassische Literatur: Neben DDR-Autoren veröffentlichte Litera auch Klassiker der deutschen und internationalen Literatur, darunter Werke von Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Franz Kafka und Heinrich Heine.
- Internationale Autoren: Obwohl der Schwerpunkt auf deutschsprachiger Literatur lag, fanden auch internationale Autoren ihren Weg auf Litera, insbesondere wenn ihre Werke dem sozialistischen Gedankengut entsprachen. Russische und sowjetische Schriftsteller wie Maxim Gorki oder Lew Tolstoi waren regelmäßig vertreten.
4. Technische und künstlerische Qualität
- Hochwertige Sprecher und Schauspieler: Litera arbeitete mit den bekanntesten Sprechern und Schauspielern der DDR zusammen, darunter Größen wie Erwin Geschonneck, Hildegard Alex, Eberhard Esche und Wolfgang Kieling. Diese trugen zu der hohen Qualität der Lesungen und Hörspiele bei.
- Sorgfältige Produktion: Trotz der oft begrenzten Ressourcen in der DDR legte Litera großen Wert auf die Qualität der Aufnahmen. Viele Platten wurden in den besten Studios der DDR aufgenommen und sorgfältig produziert, um den anspruchsvollen Anforderungen an die literarischen Werke gerecht zu werden.
- Covergestaltung: Die Cover der Litera-Schallplatten waren meist schlicht, aber ästhetisch ansprechend gestaltet. Sie enthielten oft einfache Grafiken, die auf den Inhalt der Platte hinwiesen, oder Porträts der jeweiligen Autoren und Künstler.
5. Label-Design und Erkennung
- Das Litera-Logo war einfach und funktional gestaltet, typischerweise mit einem schlichten Schriftzug, der dem sachlichen und kulturellen Anspruch des Labels entsprach. Die Platten selbst waren im Vergleich zu Amiga oder Eterna oft zurückhaltend gestaltet, da der Fokus mehr auf dem Inhalt als auf dem Design lag.
6. Zielgruppe und Verwendung
- Literaturfreunde: Die Hauptzielgruppe des Litera-Labels waren kulturinteressierte Menschen, die sich für Literatur, Theater und Poesie begeistern konnten.
- Schulen und Bildungseinrichtungen: Viele Litera-Veröffentlichungen, insbesondere Sprachaufnahmen und Lehrmaterialien, wurden in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen der DDR verwendet. Sie dienten der Förderung des Sprachunterrichts und der kulturellen Bildung.
- Familien: Besonders die Kinderhörspiele und Märchenplatten waren in vielen DDR-Haushalten beliebt und wurden oft als Unterhaltungs- und Bildungsmedium für Kinder genutzt.
7. Litera nach der Wiedervereinigung
- Nach 1990: Mit der Wiedervereinigung Deutschlands endete die staatliche Kontrolle über das VEB Deutsche Schallplatten, und viele DDR-Labels wurden von westlichen Unternehmen übernommen oder eingestellt. Auch Litera wurde von der Bertelsmann-Gruppe (BMG) übernommen, die das Label jedoch nicht weiterführte. Viele der alten Litera-Aufnahmen gelten heute als Raritäten und sind bei Sammlern begehrt.
- Sammlerwert: Einige der literarischen Aufnahmen von Litera haben heute einen hohen Sammlerwert, besonders wenn es sich um Aufnahmen von bekannten DDR-Schauspielern oder seltene Lesungen handelt.
Fazit:
Litera war ein unverzichtbares Label für die literarische und kulturelle Landschaft der DDR. Es ermöglichte den Zugang zu einer breiten Palette von literarischen Werken, Theaterstücken, Hörspielen und Sprachaufnahmen. Litera spielte eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von DDR- und Weltliteratur und förderte die kulturelle Bildung in der DDR. Auch heute sind die Aufnahmen von Litera ein wertvolles Zeugnis der kulturellen Produktion in der DDR und haben bei Sammlern und Literaturfreunden hohen Stellenwert.