Die Langzeitarchivierung und Datensicherung sind entscheidende Bestandteile jedes Digitalisierungsprojekts, um sicherzustellen, dass die digitalisierten Inhalte auch über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg zugänglich, lesbar und nutzbar bleiben. In Zeiten von technologischem Fortschritt, Formatveränderungen und der Alterung von Speichermedien sind robuste Strategien zur Langzeitarchivierung und Datensicherung unerlässlich, um Datenverluste zu vermeiden und die Integrität der digitalen Objekte zu gewährleisten.

Im Folgenden werden die wichtigsten Prinzipien, Methoden und Best Practices zur Langzeitarchivierung und Datensicherung erläutert.

1. Herausforderungen bei der Langzeitarchivierung

a. Alterung von Speichermedien

Physische Speichermedien wie Festplatten, CDs, DVDs, Magnetbänder oder SSDs haben eine begrenzte Lebensdauer. Sie können aufgrund von physischem Verschleiß, Beschädigung oder technologischen Veränderungen unlesbar werden.

  • Festplatten und SSDs: Festplatten haben eine Lebensdauer von 3 bis 5 Jahren, SSDs etwas länger, aber beide sind anfällig für mechanische oder elektronische Ausfälle.
  • Optische Medien (CDs, DVDs, Blu-Rays): Die Lebensdauer von beschreibbaren optischen Medien ist oft kürzer als erwartet, und sie können bereits nach 10 Jahren unbrauchbar werden, insbesondere bei schlechter Lagerung.
  • Magnetbänder: Magnetbänder, die oft zur Archivierung in großen Rechenzentren verwendet werden, bieten eine längere Lebensdauer (15–30 Jahre), aber ihre Handhabung und Lagerung ist aufwändig.

b. Technologische Veralterung

Technologie entwickelt sich schnell, und was heute Standard ist, kann in Zukunft veraltet sein. Dateiformate, Software oder Hardware, die heute verwendet werden, könnten in einigen Jahren nicht mehr unterstützt werden, was den Zugriff auf alte Daten erschwert oder unmöglich macht.

  • Beispiele: Floppy Disks, die in den 80er und 90er Jahren weit verbreitet waren, können heute nur noch schwer gelesen werden. Ähnlich können spezialisierte oder proprietäre Dateiformate in Zukunft nicht mehr lesbar sein, wenn die Software, die sie unterstützt, nicht mehr existiert.

c. Datenkorruption

Daten können im Laufe der Zeit beschädigt oder verändert werden, oft ohne dass es sofort bemerkt wird. Dieser Prozess wird als Bitrot bezeichnet und kann zu teilweisen oder vollständigen Datenverlusten führen.

d. Sicherstellung der Datenintegrität

Die Datenintegrität muss über lange Zeiträume hinweg überprüft werden, um sicherzustellen, dass die gespeicherten Dateien nicht verändert oder beschädigt wurden. Hierzu müssen geeignete Verfahren wie Checksums oder Hashwerte verwendet werden, um Veränderungen an den Dateien zu erkennen.

2. Prinzipien der Langzeitarchivierung

a. Nutzung offener und standardisierter Formate

Für die Langzeitarchivierung sollten offene, standardisierte und gut dokumentierte Dateiformate verwendet werden. Diese Formate bieten eine größere Sicherheit, dass sie auch in Zukunft lesbar und nutzbar bleiben, da sie nicht an proprietäre Software gebunden sind.

  • Textdokumente: PDF/A (ein spezielles Format für Langzeitarchivierung), TXT oder RTF.
  • Bilder: TIFF (verlustfrei), JPEG2000 (verlustfrei) für Bilder und Scans.
  • Audio: WAV oder FLAC für verlustfreie Audiodateien.
  • Video: Motion JPEG2000 oder MPEG-4 für langfristige Videodateien.

Vermeiden Sie proprietäre oder stark komprimierte Formate wie DOCX, JPEG oder MP3, wenn es um die Langzeitarchivierung geht, da diese Formate entweder an eine spezifische Software gebunden sind oder Qualitätsverluste mit sich bringen.

b. Digitale Objekte regelmäßig migrieren

Eine Datenmigration ist ein notwendiger Prozess, um digitale Inhalte über lange Zeiträume hinweg zugänglich zu halten. Dieser Prozess umfasst die Übertragung der Dateien auf neue Speichermedien und das Konvertieren in aktuelle Dateiformate, falls ältere Formate nicht mehr unterstützt werden.

  • Planung regelmäßiger Migrationen: Um sicherzustellen, dass die Daten über Jahrzehnte hinweg zugänglich bleiben, sollte eine regelmäßige Migration alle 5 bis 10 Jahre eingeplant werden, um die Daten auf neue, stabilere Speichermedien zu übertragen.
  • Formatkonvertierungen: Wenn sich abzeichnet, dass ein Dateiformat veraltet ist, sollte es in ein aktuelles, standardisiertes Format konvertiert werden.

c. Langzeitüberwachung der Datenintegrität

Die Datenintegrität muss über Jahre hinweg überwacht werden. Checksums oder Hashwerte (wie MD5 oder SHA-256) können verwendet werden, um sicherzustellen, dass die Daten unverändert bleiben.

  • Checksummen-Prüfung: Regelmäßige Prüfungen der Checksummen helfen dabei, Schäden oder Änderungen an den Daten frühzeitig zu erkennen und korrigierend einzugreifen.
  • Reparaturmechanismen: Bei der Erkennung von Fehlern sollte es Strategien geben, um beschädigte Dateien durch Backup-Versionen zu ersetzen.

d. Redundanz und Verfügbarkeit

Eine hohe Redundanz stellt sicher, dass selbst im Falle von Medienversagen oder Datenverlusten Kopien der Dateien auf anderen Systemen verfügbar sind. Die Redundanz muss auch geografisch diversifiziert sein, um bei lokalen Katastrophen wie Feuer, Überschwemmungen oder Erdbeben auf andere Speicherorte zugreifen zu können.

3. Methoden zur Datensicherung

a. 3-2-1-Backup-Strategie

Die 3-2-1-Backup-Strategie ist eine weit verbreitete Methode zur Datensicherung, die Sicherheit durch Redundanz gewährleistet. Die Strategie besagt, dass:

  • 3 Kopien der Daten vorhanden sein sollten (das Original und zwei Backups),
  • 2 verschiedene Speichermedien verwendet werden sollten (z. B. Festplatte, Cloud, Magnetband),
  • 1 Kopie an einem externen Ort gelagert wird (außerhalb des Hauptstandorts).

Diese Strategie minimiert das Risiko, dass Daten aufgrund eines Hardware-Fehlers, von Naturkatastrophen oder menschlichem Versagen verloren gehen.

b. Nutzung von Cloud-Speicher

Cloud-Speicher bieten eine skalierbare und flexible Möglichkeit, Daten zu sichern und zu archivieren. Viele Cloud-Anbieter bieten spezielle Dienste für Langzeitarchivierung an, die sich für die Speicherung von selten benötigten Daten eignen.

  • Vorteile: Globale Verfügbarkeit, geografische Redundanz, automatische Datenreplikation, flexible Skalierbarkeit.
  • Nachteile: Abhängigkeit von Drittanbietern, laufende Kosten, potenzielle Datenschutz- und Sicherheitsprobleme.

c. Nutzung von Offline-Medien

Offline-Medien, wie Magnetbänder oder optische Discs (z. B. Blu-ray), werden häufig für Langzeitarchivierungen verwendet. Magnetbänder sind besonders in Rechenzentren beliebt, da sie große Datenmengen kosteneffizient speichern können.

  • Magnetbänder: Sie haben eine lange Haltbarkeit und können große Mengen an Daten speichern, allerdings ist der Zugriff auf die Daten langsam und erfordert spezielle Geräte.
  • Optische Discs: Blu-rays mit hoher Kapazität werden manchmal für die Langzeitarchivierung verwendet, da sie relativ günstig sind und eine lange Lebensdauer aufweisen.

d. RAID-Systeme

RAID (Redundant Array of Independent Disks) ist eine Technologie, die Daten auf mehreren Festplatten speichert und so für höhere Redundanz und Ausfallsicherheit sorgt. RAID schützt vor Festplattenausfällen, indem es Daten auf mehrere Festplatten verteilt.

  • Vorteile: Erhöhte Datensicherheit bei Festplattenfehlern, kontinuierlicher Zugriff auf Daten.
  • Nachteile: RAID ist keine vollwertige Backup-Lösung, da es vor Datenverlust durch Beschädigung oder versehentliches Löschen nicht schützt. RAID-Systeme sollten in Verbindung mit externen Backups verwendet werden.

4. Rechtliche und organisatorische Aspekte

a. Einhaltung von Archivierungsvorschriften

Insbesondere in öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen gibt es gesetzliche Vorgaben zur Archivierung und zum Umgang mit Daten. Diese Vorschriften können sich auf die Mindestdauer der Aufbewahrung, den Schutz personenbezogener Daten (z. B. DSGVO) und den sicheren Zugriff beziehen.

  • Beispiele: Steuerrechtliche Vorgaben oder Aufbewahrungspflichten für Geschäftsunterlagen in Unternehmen, Archivierung von Dokumenten in Behörden und öffentlichen Institutionen.

b. Dokumentation und Metadaten

Die korrekte Dokumentation des Digitalisierungsprozesses und die Erfassung von Metadaten sind entscheidend für die Langzeitarchivierung. Metadaten erleichtern nicht nur die Organisation und Auffindbarkeit der Dateien, sondern bieten auch Informationen zur Entstehung, zum Format und zur Struktur der Daten.

  • Verwendete Formate und Software: Die Dokumentation sollte festhalten, welche Dateiformate, Softwaretools und Scanner verwendet wurden, um sicherzustellen, dass die Daten in Zukunft lesbar und migrierbar bleiben.
  • Metadaten-Standards: Die Verwendung standardisierter Metadatenformate (wie Dublin Core oder METS) ist wichtig, um die Interoperabilität und den langfristigen Nutzen der Daten sicherzustellen.

5. Best Practices für die Langzeitarchivierung

  • Regelmäßige Überprüfung der Archive: Prüfen Sie regelmäßig, ob die archivierten Daten noch intakt und zugänglich sind. Planen Sie jährliche oder halbjährliche Überprüfungen.
  • Vermeidung proprietärer Systeme: Verwenden Sie nach Möglichkeit offene Dateiformate und Archivierungssysteme, die nicht von einem einzelnen Hersteller abhängig sind.
  • Redundanz sicherstellen: Nutzen Sie eine Kombination aus Online- und Offline-Speicherlösungen, um maximale Redundanz und Verfügbarkeit zu gewährleisten.
  • Langfristige Planung: Entwickeln Sie eine Strategie für die Langzeitarchivierung, die regelmäßige Migration, Integritätsprüfungen und die Anpassung an neue Technologien umfasst.

Fazit

Die Langzeitarchivierung und Datensicherung sind komplexe, aber unverzichtbare Aufgaben im Rahmen eines Digitalisierungsprojekts. Der Einsatz geeigneter Technologien, Formate und Strategien stellt sicher, dass digitalisierte Daten über Jahrzehnte hinweg sicher und zugänglich bleiben. Offene Formate, Redundanz, regelmäßige Migration und Integritätsprüfungen bilden das Fundament einer erfolgreichen Langzeitarchivierung, die digitale Inhalte auch für zukünftige Generationen bewahrt.