Die Deutsche Schallplatten GmbH Berlin war das zentrale staatliche Unternehmen der DDR, das für die Produktion und den Vertrieb von Schallplatten verantwortlich war. Sie war das Dachunternehmen für die wichtigsten Musiklabels der DDR, darunter Amiga, Eterna, Litera, Nova, Aurora und weitere kleinere Labels. Die Deutsche Schallplatten GmbH hatte das Monopol auf die Musikproduktion in der DDR und spielte eine entscheidende Rolle in der Musikkultur des Landes.

1. Geschichte und Gründung

  • Die Deutsche Schallplatten GmbH Berlin wurde 1955 gegründet, um die gesamte Schallplattenproduktion in der DDR zu zentralisieren. Zuvor gab es in der DDR verschiedene Plattenfirmen, die nach der Verstaatlichung zusammengeführt wurden.
  • Vorläufer war der VEB Deutsche Schallplatten, der bereits ab 1947 existierte. 1955 wurde dieser offiziell in die Deutsche Schallplatten GmbH umgewandelt, um den Musikmarkt in der DDR effizienter zu organisieren und zu kontrollieren.

2. Labels der Deutschen Schallplatten GmbH

  • Amiga: Das bekannteste Label der DDR, das vor allem populäre Musik wie Schlager, Rock, Pop und Jazz veröffentlichte. Künstler wie Puhdys, Karat, City und Frank Schöbel waren hier vertreten.
  • Eterna: Spezialisiert auf klassische Musik, Opern, Orchesterwerke und Kammermusik. Eterna galt als eines der renommiertesten Labels für klassische Musik in der DDR und veröffentlichte Werke von Bach, Beethoven, Wagner und vielen zeitgenössischen DDR-Komponisten.
  • Litera: Dieses Label war auf Literaturaufnahmen, Hörbücher und Theaterstücke spezialisiert. Es veröffentlichte Lesungen und Hörspiele, sowohl von DDR-Autoren als auch von Klassikern der Weltliteratur.
  • Nova: Ein Label, das sich auf zeitgenössische klassische Musik und Avantgarde konzentrierte. Hier wurden experimentelle Werke und moderne Kompositionen veröffentlicht.
  • Aurora: Dieses Label diente der Verbreitung von politisch motivierter Musik, wie sozialistischen Liedern, Kampfliedern und antifaschistischen Hymnen. Es war das zentrale Label für revolutionäre Musik in der DDR.
  • Schola: Ein Label, das sich auf Bildungs- und Lehrmaterialien spezialisierte, insbesondere auf Sprachkurse und wissenschaftliche Vorträge.

3. Monopolstellung und staatliche Kontrolle

  • Die Deutsche Schallplatten GmbH hatte das absolute Monopol auf die Schallplattenproduktion und den Vertrieb in der DDR. Sie kontrollierte, welche Musik veröffentlicht wurde und stellte sicher, dass die Musik den ideologischen Anforderungen des Staates entsprach.
  • Die Musikproduktion war eng mit den kulturpolitischen Zielen der DDR verbunden, und es gab eine strenge Zensur. Nur Musik, die den sozialistischen Idealen entsprach oder als kulturell wertvoll eingestuft wurde, konnte offiziell veröffentlicht werden. Dies betraf sowohl die Auswahl der Künstler als auch die Inhalte der Texte.

4. Produktion und Vertrieb

  • Die Schallplatten wurden in den Produktionsstätten der Deutschen Schallplatten GmbH in Berlin und anderen Städten der DDR gepresst. Die Produktionskapazität war jedoch im Vergleich zu westlichen Ländern oft begrenzt, sodass viele Platten nur in kleinen Auflagen erschienen.
  • Vertrieb: Die Platten wurden über den staatlichen Handel in der DDR vertrieben, in speziellen Musikgeschäften oder Kaufhäusern. Einige Platten, vor allem von populären Künstlern, waren schnell vergriffen, was sie zu begehrten Sammlerstücken machte.

5. Kulturelle Bedeutung

  • Die Deutsche Schallplatten GmbH spielte eine zentrale Rolle bei der Verbreitung von Musik und Kultur in der DDR. Sie förderte einerseits die kulturelle Bildung der Bevölkerung durch die Veröffentlichung klassischer Musik und Literaturaufnahmen, und andererseits verbreitete sie sozialistische Ideale durch revolutionäre Lieder und Propagandamusik.
  • Gleichzeitig war sie auch eine Plattform für Unterhaltungsmusik. Labels wie Amiga trugen zur Entwicklung einer eigenen DDR-Musikszene bei, die sowohl Rock- und Popmusik als auch Schlager und Jazz umfasste.

6. Westliche Musik in der DDR

  • Trotz der politischen Trennung veröffentlichte die Deutsche Schallplatten GmbH auch westliche Musik, allerdings in stark regulierter Form. Über das Amiga-Label erschienen Alben von westlichen Künstlern wie The Beatles, ABBA, Elvis Presley und Bob Dylan. Diese Veröffentlichungen waren oft limitiert und ausgewählt, um den kulturellen Austausch zu fördern, ohne westliche Ideologien zu unterstützen.
  • Die Veröffentlichung westlicher Musik war streng kontrolliert, und oft wurden nur bestimmte, als unproblematisch betrachtete Alben freigegeben.

7. Nach der Wiedervereinigung

  • Mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 endete das Monopol der Deutschen Schallplatten GmbH Berlin. Das Unternehmen wurde von der Bertelsmann Music Group (BMG) übernommen und in die westdeutsche Musikindustrie integriert.
  • Viele der Labels wurden entweder aufgelöst oder von größeren westlichen Musikfirmen übernommen. Einige, wie Amiga, blieben als Markennamen erhalten, andere verschwanden vollständig.

8. Sammlerwert heute

  • Heute sind Schallplatten, die von der Deutschen Schallplatten GmbH in der DDR produziert wurden, besonders bei Sammlern gefragt. Dies gilt vor allem für Amiga-Veröffentlichungen von DDR-Rockbands wie den Puhdys oder Karat, aber auch für seltenere Auflagen von Eterna und Litera.
  • Besonders Platten, die westliche Musik in der DDR veröffentlichten, haben einen hohen Sammlerwert, da sie in der DDR oft nur schwer erhältlich waren.

Fazit:

Die Deutsche Schallplatten GmbH Berlin war das zentrale Musikunternehmen in der DDR und kontrollierte die Produktion und den Vertrieb von Schallplatten. Sie spielte eine wichtige Rolle in der Musik- und Kulturpolitik der DDR und trug zur Verbreitung von sozialistischen Idealen, klassischer Musik und populärer Unterhaltung bei. Nach der Wiedervereinigung wurde das Unternehmen aufgelöst, aber seine Platten sind heute begehrte Sammlerstücke, die die Vielfalt und Besonderheit der DDR-Musikkultur widerspiegeln.